Corona hat unser Leben drastisch verändert. Wir werden noch länger zuhause bleiben. Für manche bedeutet das weitaus mehr Auslastung, weil sie Arbeit, Haushalt und Kinder, die den ganzen Tag in der Wohnung sind, jonglieren müssen.
Es gibt aber auch Menschen, die jetzt weniger zu tun haben, weil alle Aktivitäten abgesagt sind und man niemanden treffen kann. Sie vielleicht, die Sie diese Zeilen gerade lesen? Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, endlich einmal mit dem anzufangen, mit dem man sich schon immer mal beschäftigen wollte: Die Autobiografie, das eigene Leben aufzuschreiben.
Was eigentlich so einfach ist,
ist doch nicht so einfach: Sich an den Computer zu setzen und einfach loszulegen. Corona hin oder her.
Vielleicht können wir als Biografinnen Sie anstupsen? Ich habe meine Kolleginnen gefragt, welches Biografie-Buch sie Ihnen am meisten empfehlen und warum. Zusätzlich gibt es noch einen Tipp dafür, wie man es dann schafft, wirklich loszulegen mit der Autobiografie.
Die kleine Reihe „Buchtipps von Biografinnen“ wird fortgesetzt von meiner Kollegin Christiane Hartmann. Sie wirkt von der schönen Weinstraße aus und gibt besonders gern Seminare im autobiografischen Schreiben, für die sie seit Jahren treue Teilnehmer*innen hat.
Welches Buch empfiehlst Du jemandem, der oder die sich daran macht, das eigene Leben aufzuschreiben?
Barbara Pachl-Eberhart. Federleicht. Die kreative Schreibwerkstatt. Wie die Kraft Ihrer Worte zur Lebenskraft wird.
Der Titel „Federleicht“ sagt es schon: Leichtfüßig ebnet uns Barbara Pachl-Eberhart den Weg zum Schreiben – und von dort aus ist die Weggabelung zum autobiografischen Schreiben nicht weit.
Die Autorin, die nach einem schweren Schicksalsschlag durchs Schreiben wieder ins Leben gefunden hat, führt uns einfühlsam in ein ganz unbefangenes Schreiben ein. Schon das Lesen ihres Buches ist ein Vergnügen, doch das Entscheidende daran ist, dass es permanent zum Selbstschreiben verlockt. Wir lernen die grundlegenden Bausteine des kreativen und therapeutischen Schreibens kennen – und eine Form von Selbsttherapie kann Schreiben, insbesondere autobiografisches Schreiben, immer sein. Kleine Übungen helfen dabei, sich „warmzuschreiben“, größere erweitern das Spektrum, und weitere ermuntern dazu, sich beim Schreiben nichts mehr zu verbieten. Das verhilft zu kraftvollen, höchst persönlichen Texten, was gerade beim Aufschreiben der eigenen Erinnerungen sehr hilfreich ist.
In ihrer ganz eigenen inspirierenden Weise begleitet uns Barbara Pachl-Eberhart auf dieser Schreibreise. Zwischendurch gibt sie Tipps gegen Schreibblockaden und den inneren Kritiker. Sie macht uns näher mit den „Techniken der Profis“, dem Schreiben von Dialogen und den Erzähltempi bekannt. Und überall schwingt ihre Liebe zum Schreiben mit. Ich empfehle daher dieses Buch als Eingangstor zum (autobiografischen) Schreiben.
Hast Du noch einen Tipp für Menschen, die sich ans Schreiben ihrer eigenen Lebensgeschichte machen?
Mein Tipp lautet: einfach drauflosschreiben! Viele neigen dazu, sich selbst schon während des Schreibens fortwährend zu korrigieren, doch damit hemmt man den eigenen Schreibfluss. Was macht es schon, wenn nicht alles gleich druckreif ist? In meinen Schreibseminaren erlebe ich immer wieder, wie kraftvoll „unzensierte“ Texte sind. Daher mein Rat: Den Text zunächst liegenlassen und erst Stunden oder Tage später erneut lesen. Dann ist immer noch Zeit, den Feinschliff vorzunehmen, etwas zu verändern, zu streichen oder hinzuzufügen.
Über die Biografin Christiane Hartmann:
Christiane Hartmann, M.A. Neuere deutsche Literatur und Medienwissenschaften sowie Diplom-Pädagogin, arbeitet seit 2007 freiberuflich als Biografin und Lektorin. Zudem gibt sie seit über zehn Jahren VHS-Kurse im Kreativen und Autobiografischen Schreiben.
Christiane Hartmann: Klartext sageundschreibe
Barbara Pachl-Eberhart: Federleicht. Die kreative Schreibwerkstatt. Wie die Kraft Ihrer Worte zur Lebenskraft wird. 19,99 EUR
Dazu passt: Der Buchtipp von Michaela Frölich und der Tipp von Adele von Bünau, die übrigens beide auch wunderbare Blogs schreiben.