Corona verändert gerade drastisch unser Leben. Wir bleiben zuhause. Für manche bedeutet das weitaus mehr Auslastung, weil sie Arbeit, Haushalt und Kinder, die den ganzen Tag in der Wohnung sind, jonglieren müssen.
Es gibt aber auch Menschen, die jetzt weniger zu tun haben, weil alle Aktivitäten abgesagt sind und man niemanden treffen kann. Sie vielleicht, die Sie diese Zeilen gerade lesen? Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, endlich einmal mit dem anzufangen, mit dem man sich schon immer mal beschäftigen wollte: Das eigene Leben aufzuschreiben.
Was eigentlich so einfach ist, ist doch nicht so einfach: Sich an den Computer zu setzen und einfach loszulegen. Corona hin oder her.
Vielleicht können wir als Biografinnen Sie anstupsen? Ich habe meine Kolleginnen gefragt, welches Biografie-Buch sie Ihnen am meisten empfehlen und warum. Zusätzlich gibt es noch einen Tipp dafür, wie man es dann schafft, wirklich loszulegen.
Die kleine Reihe „Buchtipps von Biografinnen“ beginnt meine Kollegin Adele von Bünau aus Siegen/München, die das diesjährige deutsche Biografietreffen mit Workshops, Lesung und Erzählcafé für das kommende Wochenende organisiert hat. Leider findet es nicht statt – Corona. Freuen wir uns auf ihren Tipp!
Welches Buch empfiehlst Du jemandem, der oder die sich daran macht, das eigene Leben aufzuschreiben?
Lutz von Werder, „Erinnern, wiederholen, durcharbeiten: Die eigene Lebensgeschichte kreativ schreiben“
Warum findest Du dieses Buch hilfreich?
Die Spezialität Lutz von Werders ist das Kreative Schreiben. In diesem Buch verbindet er das autobiografische mit dem kreativen Schreiben und kommt damit allen entgegen, die das Schreiben über sich selbst gerne als Abenteuer erleben möchten.
Wer klar im Kopf hat, welche Erlebnisse er festhalten will, wird mit dem Buch wenig anfangen können. Wer aber gerne mit Erinnerungen spielt, Unterbewusstes wachkitzelt, neue Blickwinkel einnimmt und andere Erzählformen ausprobiert, der findet hier eine sprudelnde Quelle der Inspiration.
Eher nüchterne Menschen werden die vielen Angebote für Struktur und Ordnung im vielschichtigen Lebenslauf schätzen.
Emotionale, suchende und mystisch interessierte Menschen finden darin viele Anregungen, tiefere Bewusstseinsschichten anzusprechen.
Wer „Angst vor dem leeren Blatt“ angesichts des großen Projekts „meine Autobiografie“ empfindet, kann sich erstmal auf spielerische Art und Weise locker schreiben und dabei schon viele Stichpunkte sammeln, die im später nützlich sind – auch auf diesem Weg begleitet den Schreiber dieses Buch mich zahlreichen Impulsen.
Hast Du noch einen Tipp für Menschen, die sich ans Schreiben ihres eigenen Lebens machen?
Die ersten zehn Lebensjahre finde ich am spannendsten, weil da so viele Prägungen stattfinden, die einen das ganze Leben lang begleiten. Was war das für eine Zeit, in die ich hineingeboren wurde? Was spielte sich politisch und gesellschaftlich ab? Ich bin ein Kind der 70er Jahre. Lehrer bekamen erst gerade verboten, ihre Schüler körperlich zu züchtigen, Ehefrauen das Recht, auch ohne Einverständnis ihrer Ehemänner berufstätig zu werden. Meine Mutter fragte noch scheu ihre Tante, ob sie auch findet, dass Frauen gleichberechtigt sein sollten. Was für ein Weltbild hatten meine Eltern? In welche Richtung haben sie ihre Kinder beeinflusst?
Das sind Fragen, die man sich nur im Rückblick stellen kann, die ich aber sehr spannend finde für das Vorhaben, sich selbst beim Schreiben seiner Autobiografie ein wenig näher zu kommen.
Über die Biografin Adele von Bünau:
Adele von Bünau ist ausgebildete Zeitungsredakteurin und schreibt seit 15 Jahren Privat-Biografien und Firmengeschichten. Immer wieder staunt sie über die Kraft der Persönlichkeit, die erlebbar wird, wenn Menschen sich mit der Berg- und Talfahrt ihres Lebens auseinandersetzen.
Ihre „Biografischen Impulse“ laden nicht nur während der Corona-Krise dazu ein, das eigene Leben zu Wort kommen zu lassen. Ihr Blog .
Lutz von Werder: Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten. Die eigene Lebensgeschichte kreativ schreiben, 15 EUR
Mehr zum Thema hier in unserem Buch des Biographiezentrums: Wege zur Biografie