Gestern wurde im Café Sibylle in Berlin eine Ausstellung über das Kinderheim Königsheide eröffnet. Sie entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Humboldt-Universität, die sich mit Zeitzeugen auseinandersetzten.

Vor ein paar Jahren wurde ich auf das Kinderheim Königsheide aufmerksam. 15 Jahre nach Eröffnung wurde es 1968 in Kinderheim A.S. Makarenko umbenannt. Das Heim lag im Berliner Ortsteil Johannisthal (Treptow-Köpenick). Es war mit 600 Kindern das größte Kinderheim der DDR. Erst ein „Normalkinderheim“ lebten dort vor allem Waisen und Kinder aus „schwierigen“ Verhältnissen. Später wurde es zu einem „Hilfsschulheim“. Nach der Wiedervereinigung wurde es 1998 geschlossen und ist heute ein Wohnpark.

Interessant für Biografinnen

Das Kinderheim Königsheide und seine Geschichte faszinieren mich. Was ist aus den Kindern geworden, was aus den Erzieher*innen? Gibt es Kontakte untereinander seit damals, als es noch kein Facebook gab und der Zusammenbruch eines Systems vieles ins Wanken gebracht hat?

Es gibt einen Kreis von unwahrscheinlich engagierten Menschen, der die Geschichte des Heimes auf verschiedenen Ebenen aufarbeitet. Dabei interessieren mich als Biografin natürlich vor allem die Zeitzeugenberichte:

Zum Beispiel das Erzähltreffen für ehemalige Heimkinder.

Oder die beiden Erzählbände, die in den letzten Jahren entstanden sind: Band I und II des Heimechos.

Auch bei Themenabenden wie dem am 11. November 2020, an dem es um das Durchgangsheim auf der Halbinsel Alt Stralau geht, treffen sich viele Zeitgenossen. In Alt Stralau haben viele Heimkinder manchmal Monate unter katastrophalen Bedingungen verbringen müssen (Infos: kontakt@ibz-koenigsheide.de)

Am Eingang des heutigen Wohnparks steht das Informations- und Begegnungszentrum IBZ, das sich nicht nur mit der Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR beschäftigt. Es sieht seine Rolle als Interessengemeinschaft für alle Menschen mit Heimerfahrung.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Oder eben ein Gang zum Café Sibylle in der Karl-Marx-Allee 72. Dort ist die Ausstellung, die den Fokus auf die Jahre 1960-1970 legt, von Mittwoch bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr bis zum 24. November zu sehen.

Mehr Infos über das Projekt hier

Quelle Titelbild: Alex Grimm