Tod und Sterben – immer wieder versuche ich mir begreiflich zu machen, dass der Tod zum Leben dazugehört. Deshalb war ich auch gleich neugierig, als ich das erste Mal von den Sarggeschichten las. Da werden Filme vom Sterben, Tod und Trauer gezeigt.
Einer Toten begegnen
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich von meiner Tante Abschied nahm. Sie starb in einem Seniorenheim und ich war schon am Vorabend bei ihr gewesen, als sie noch lebte. Nun ging ich also in das Zimmer, wo sie mit der Decke zugedeckt in ihrem Bett lag. Ich setzte mich zu ihr und schaute sie an. Ich versuchte sie zu streicheln, denn mir war schon klar, dass „den Tod begreifen“ etwas mit greifen, anfassen zu tun hat. Aber es fühlte sich komisch und fremd an. Dann sprach ich ein paar Worte zu ihr, aber auch die kamen mit gekünstelt und unnatürlich vor.
Ich weiß nicht, wie lang ich bei ihr war, aber draußen wartete meine Familie. Einer nach dem anderen wollte Abschied nehmen.
Reicht das?
Ich weiß noch, dass ich überlegt hatte, ein zweites Mal ins Zimmer zu gehen. Ich wollte aber nicht die mit der Extrawurst spielen und die anderen warten lassen. Außerdem fragte ich mich, ob es „überhaupt nötig ist“, noch einmal zu ihr zu gehen. Was sollte das bringen? Ich ließ es also bleiben. Im Nachhinein und heute fast noch mehr merke ich, dass ich damit nicht ganz zufrieden war: So kurz nur war ich nochmal in den Kontakt mit diesem geliebten Menschen gegangen und dann sah ich ihn nie wieder?
Geht das auch anders?
Damals wusste ich nicht – und auch nicht meine Familie – , dass man auch anders Abschied nehmen kann. Wir waren wohl ein bisschen ungelenk. Was ja auch kein Wunder ist.
Es geht auch anders – Trauer zusammen
Hier kommen die Sarggeschichten ins Spiel. Die Berliner Trauerbegleiterin Sarah Benz und der Bestatter Jan Möllers arbeiten sich nicht daran ab, wie unbegreiflich der Tod ist, sondern holen ihn in ihren kurzen Filmen ganz ins Hier und Jetzt. Zum Beispiel im Beitrag: Was ist eine Hausaufbahrung? Ich lerne, dass man einen Toten 36 Stunden zuhause behalten darf, um von ihm Abschied zu nehmen. Man kann den Verstorbenen sogar aus dem Krankenhaus nach Hause bringen, wenn man möchte. Und dann? Allein oder zu mehreren bei ihm sein. Essen, trinken, reden, singen. Immer mal wieder bei ihm sitzen und sich die Zeit für den Abschied nehmen. Die hätte ich gebraucht, als meine Tante gestorben war. Ich hätte ihr normaler und natürlicher begegnen können.
Die Filme der Sarggeschichten machen Mut, weniger steif mit dem Thema Tod umzugehen. Sie beantworten in jeweils etwa fünf Minuten ganz einfache Fragen wie: Was ist ein Hospiz? Oder: Was kann ich sagen, wenn jemand gestorben ist? Oder: Wie macht man eine tolle Trauerfeier?
Da warten noch viele spannende Themen!