Mein Aufnahmegerät? Immer dabei. Im Biografiegespräch kann ich mich so ganz auf meinen Gesprächspartner konzentrieren. Ich stelle Fragen, die Antworten sind ausführlich, kurzum, der Kunde und ich unterhalten uns angeregt ….. Hinterher warten dann allerdings etliche Stunden Interviewmaterial darauf, von mir „transkribiert“, also abgetippt zu werden.

Viel Arbeit! „Gib Deine Interviews doch ins Schreibbüro! Die selbst abzutippen, ist doch viel zu zeitaufwändig!“, empfahl mir eine Kollegin.

Hmm. Klar würde das Zeit sparen. Und Nerven.

Aber es ist zu kurz gedacht. Für mich gibt es drei schlagende Argumente, die Gespräche meiner Kunden nicht aus der Hand zu geben, sondern selbst abzutippen.

 

1.Ich fange den Menschen vollkommen ein.

 Mit Kopfhörer auf den Ohren und Fuß am Stop-and-Go Pedal meines Schreibprogrammes tauche ich noch einmal voll in unser Gespräch ein. Es ist wie ein Reingesogen-Werden in das andere Leben.

  • Am Klang der Stimme meines Gesprächspartners merke ich genau, was ihm wichtig ist und was weniger wichtig.
  • Oder daran, wie schnell er spricht. Oder ob er stockt.

Das wäre anhand einer Abschrift gar nicht möglich. So kann ich mit der Stimme im Ohr auch Wochen später noch präzise die Stimmungslage meines Gegenübers nachvollziehen.

Eine Biographie ist immer LEBEN. Eine Abschrift hingegen gibt nur Fakten wieder. Durch die Stimme erlebe ich wahre Erinnerungen. Schmerz, Stolz, Freude, Glück …

 

2. Ich schreibe in seiner Sprache.

Das schönste Kompliment ist für mich: „Als ich die Biografie meines Vaters gelesen habe, dachte ich, ich höre ihn sprechen.“ – Yes! So soll es sein!

Eine Biografie ist ja nicht das Dokumentieren eines Lebenslaufes, sondern sie erzählt das eigene Leben – auch wenn ich es für meinen Kunden aufschreibe. Jede Lebensgeschichte muss authentisch sein.

Ich achte also nicht nur auf das, was gesagt wird, und nicht nur auf die Emotionen, die – oft unbewusst – mitschwingen. Ich höre mich auch in die Sprechweise ein. Sagt mein Gesprächspartner oft „Ja mei“, dann muss das rein! Ich finde auch viel besser beim Hören heraus, ob jemand dazu neigt, eher kurze oder lange Sätze zu sprechen. All das erhalte ich im Text – auch wenn ich natürlich die Alltagssprache glätte.

Kein Schreibbüro

 

3. Ganz pragmatisch: Ich spare tatsächlich Zeit!

 Es ist ja nicht so, dass ich die Tastatur nur mit zwei Fingern bearbeite. Nein, ich klappere flott im 10-Finger-System. Das Tippen selbst ist also keine große Sache.

Außerdem kann ich, anders als das Schreibbüro, entscheiden, doppelt Erzähltes oder Unwichtiges gar nicht erst abzutippen. Das spart Zeit. Die Notizen für´s künftige Konzept mache ich nebenher, auch dies kein Job für´s Schreibbüro.

Sie sehen: Ich habe gute Gründe, die Interviews selbst abzutippen. Es kommt der Biografie zugute.