Was ist eine Biographie? Lässt sich die Biographie einer Krankheit beschreiben? Streng genommen nein, das Wort Biographie kommt aus dem Griechischen: bios bedeutet Leben, graphein heißt schreiben, eine Biographie ist also eine Lebensbeschreibung. Und eine Krankheit lebt nicht. Oder?

Lesen Sie Siddharta Mukherjee. Der US-amerikanische Krebsforscher ruft mit seinem gerade in Deutschland herausgekommenen Buchtitel Erstaunen hervor: Der König aller Krankheiten. Krebs – eine Biographie, nannte er sein Werk. Er meint: „Das Buch ist die sehr lange Antwort auf die Frage einer Patientin. (…) Irgendwann, als sie gerade mitten in einer Behandlung steckte, sagte sie zu mir: Ich bin bereit, weiter zu kämpfen, aber ich muss wissen, wer mein Gegner ist.“ In meinem Buch versuche ich diese Frage zu beantworten, indem ich zu den Ursprüngen dieser Krankheit zurückgehe und ihre Entwicklung im Laue der Geschichte zeige.“

Die Stichworte Geschichte und Entwicklung werden auch in Metzlers Literaturlexikon genannt in dem die Biographie bezeichnet wird als „Darstellung der Lebensgeschichte einer Persönlichkeit, vor allem in ihrer geistig-seelischen Entwicklung, ihren Leistungen und ihrer Wirkung auf die Umwelt“.

Was sollte denn nun in einer Biographie ganz konkret erwähnt werden? Sicherlich die Eckdaten des Lebens: Geburtstage, Namen der Eltern und Geschwister, Heirat, wichtige Todesfälle, Geburten der Kinder, berufliche Entwicklung. Mindestens genau so wichtig ist aber der persönliche Blick auf das Leben: Wie fühlte ich mich, als ich mit vierzig Kindern eingeschult wurde und nicht mehr den Tag allein mit meiner Mutter verbrachte? Spüre ich noch heute Beklemmungen in der Brust, wenn ich nachts eine Transportmaschine höre, die klingt, wie die feindlichen Flugzeuge im Krieg? Erst der persönliche Blick macht eine Lebensbeschreibung interessant, für den Schreiber selbst, aber auch für die zukünftigen Leser.

Was gehört für Dich mit in eine Biographie, Grit?

3 Kommentare

  1. Michael

    Der Gefaellt mir Button wuerde sich gut im Blog machen, oder finde ich ihn nur nicht?

    • katja

      Du findest den Button nicht, weil es ihn noch nicht gibt. Aber wir finden auch, dass es einen geben sollte und arbeiten dran….

  2. Grit Kramert

    Hallo Katja,
    ich stimme völlig mit Dir überein, was die Inhalte einer Biographie betrifft. Schwerpunkt würde ich sogar auf den von Dir genannten persönlichen Blick auf das Leben legen. Geschichtsbücher und Chroniken zeigen die Fakten auf. Aber erst die Einzelschicksale vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte erfüllen sie mit Leben und ermöglichen nachfolgenden Generationen oder Menschen aus anderen Schichten, Kulturkreisen etc. Einblicke in andere Lebenswelten. In den Interviews, die ich mit meinen Kunden führe, erfahre ich immer wieder von Neuem, wie unterschiedlich jeder Einzelne von uns denkt, fühlt und handelt. Das empfinde ich jedes Mal als großen Gewinn an Lebenserfahrung, denn die authentische Schilderung des eigenen Erlebens ermöglicht Einblicke über den eigenen Tellerrand hinaus.