Erstes Treffen. Ich besuche meine neue Kundin zuhause, wir machen es uns auf dem Sofa bequem. Schon nach dem ersten Schluck Kaffee kommt sie ins Erzählen und ich freue mich auf das neue Projekt. Doch bevor die eigentliche Zusammenarbeit losgeht, frage ich sie – wie immer: „Wer soll Ihre Biografie denn eigentlich lesen?“

Das ist eine ganz wichtige Frage, nach der sich sowohl die Interviews als auch der Schreibstil richten. Mit den entsprechenden Adressaten im Blick können Sie sich Zeit und Ärger sparen.

Es gibt 3 verschiedene Lesergruppen für Biografien:

  1. Familie

Das ist die größte Gruppe und dazu zähle ich auch den Freundeskreis.

  • Stellen Sie sich hier beim Schreiben zum Beispiel Ihren 18-jährigen Enkel vor. Er ist schon ziemlich verständig, hat aber vom Leben früher keinen blassen Schimmer. Deshalb möchte er wissen: Wie man die Wäsche früher gewaschen hat, dass die Tiefkühlpizza in den fünfziger Jahren noch nicht erfunden war und die Mikrowelle erst recht nicht. Was für Sie in Ihrer Kindheit selbstverständlich war, ist für ihn eine andere Welt. Deshalb schreiben Sie viel über den Alltag, ohne zu langweilen. Am besten verknüpft mit echten Geschichten.
  • Auch die Familiengeschichte wird Ihren Enkel früher oder später interessieren. Notieren Sie, was Sie selbst über ihren Großvater wissen, was er von Beruf war und ob er Klavier spielte. Ihre Kinder und Kindeskinder wollen ihre Wurzeln kennen. Wenn Sie wollen, stellen Sie ans Ende des Buches einen Stammbaum.
  • Denken Sie daran, niemanden zu vergrätzen. Dass Sie Tante Elfriede etwas selbstsüchtig fanden, können Sie vielleicht über eine Verwandte schreiben, die Ihrer Großelterngeneration angehörte. Wenn diese Tante aber die Mutter Ihres Cousins war, sollten Sie vorsichtig sein.
  • In Ihrer Biografie können Sie für Verständnis für sich selbst werben. Beschreiben Sie, wie Ihr Vater mit Ihnen umgegangen ist. So wird Ihr Enkel verstehen, wie Sie mit seinem Vater umgegangen sind.
  1. Für sich selbst

Sie schreiben, als wenn Sie innere Zwiesprache mit sich selbst halten.

  • Hier brauchen Sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sie sind Ihr einziger Leser. Schreiben Sie, was Sie wirklich denken, Sie verletzen niemanden. Vielleicht gelingt es Ihnen so, Schwieriges in der Vergangenheit hinter sich zu lassen.
  • Seien Sie mutig und geben Sie vor sich selbst zu, wofür Sie sich schämen, was Sie falsch gemacht haben, was Ihnen peinlich ist! Nur so können Sie sich vielleicht selbst verzeihen.
  • Alltagsbeschreibungen sind nur nötig, wenn sie verknüpft sind mit Ihrem persönlichen Erleben. Es sei denn, Sie haben Spaß an der Beschreibung selbst, an schönen Formulierungen.
  1. Für die Öffentlichkeit

Zum Glück hatte ich bislang wenig Kontakt mit Menschen, die mit ihrer Biografie groß rauskommen wollten. Und denen habe ich ihre Illusionen geraubt: Der Buchmarkt ist hart und es ist schwierig, überhaupt einen Verlag zu finden.

  • Sie müssen etwas wirklich Sensationelles zu berichten haben
  • Der Leser erwartet nicht nur ein außerordentliches Leben, sondern auch, dass es ungewöhnlich gut beschrieben ist. Sonst klappt er das Buch schon nach der ersten Seite wieder zu, anders als ihre wohlmeinende Verwandschaft.
  • Reine Alltagsbeschreibungen und der Stammbaum Ihrer Familie interessieren nur bedingt.

Klar, dass sich die Kategorien hier und da mischen: Auch wenn Sie Ihren 18-jährigen Enkel im Blick haben, dürfen Sie sich etwas von der Seele schreiben. Auch wenn Sie das „normale“ bäuerliche Leben beschreiben wie Anna Wimschneider in Herbstmilch, können Sie die Bestsellerlisten erreichen (da kam aber noch anderes hinzu).

Einen Bestseller können Grit und ich Ihnen nicht versprechen (siehe oben). Aber eine gut fundierte Biografie, in der Sie sich garantiert wiederfinden. Wenden Sie sich an Grit  im  Rhein-Main-Neckar-Gebiet oder an Katja in Berlin und Hamburg!