Worüber schreibe ich diesmal? Gähnende Leere herrscht in meinem Kopf. Nein, Chaos trifft es besser. Zu viele ungelöste Probleme belagern mein Kreativitätszentrum. Wie komplementiere ich die bloß wieder hinaus?

Moment mal!

Wäre nicht genau das ein Thema für diesen Blog? Ob Schreibblockade, Prokrastination (Aufschieberitis) oder einfach nur der innere Schweinehund – kennen wir nicht alle das Problem, zeitweise in ein lähmendes Loch zu fallen, das uns von unseren eigentlichen Aufgaben abhält?

Welche Strategien verfolgen wir, um dort wieder herauszukrabbeln?

Bei mir funktioniert diese Vorgehensweise ganz gut:

  1. Schreibtisch leerräumen – so lenkt mich nichts ab (auch nicht das leckere Käsebrötchen, das ich nun wohl oder übel für die nächste Stunde zurück in die Küche trage). Manchmal hilft auch, den Ort des Schaffens komplett zu wechseln.
  2. Weg vom Computer – stattdessen nehme ich mir einen Stift und ein leeres Blatt Papier. Das allzu verlockende Internet muss nun ohne mich auskommen. Dieses werde ich erst wieder für die Recherche zu meinem Artikel verwenden, wenn das Gerüst einigermaßen steht.
  3. Mir Ruhe und Zeit für Gedankenspiele geben – unter Druck läuft wenig, deshalb versuche ich, ihn in dieser Phase komplett herauszunehmen, die Gedanken fließen zu lassen. Hilfreich sind Kreativitätstechniken wie zum Beispiel die Erstellung einer Mindmap oder das Clustering (cool – hiermit habe ich bereits das nächste Thema für einen Blogbeitrag gefunden). Auch eine kurze Mediation kann Wunder bewirken.
  4. Losschreiben – unzensiert. Ich greife irgendeinen Aspekt aus den Kreativitätsübungen des vorherigen Punktes heraus und schreibe darüber. Es muss ja nicht der Anfang des Textes sein, der bekanntlich am wichtigsten und schwierigsten ist.

Und siehe da! So langsam läuft es wieder.

Nun werden Sie vielleicht denken: „Das mag ja bei Schreibblockaden funktionieren, aber was mache ich gegen meinen inneren Schweinehund, der mir jeden Tag ein treuer Begleiter ist?“

Mein Tipp (und der diverser Experten): Setzen Sie sich konkrete und erreichbare Ziele. Formulieren Sie diese schriftlich in einem Handlungsplan. Je konkreter, desto besser. Zum Beispiel: Mittwoch, 17 bis 19 Uhr Bügeln – und nicht: „Einmal in der Woche Bügeln“, oder: „Montag, 18 Uhr, 5 Kilometer Joggen“ und nicht: „Montag Joggen“.

Wenn Ihre Ziele realistisch und nicht von einem zu hohen Anspruch an sich selbst geprägt sind, können Sie diese besser einhalten. Sie werden sehen: Je regelmäßiger Sie Ihre Ziele verfolgen, desto mehr Routine tritt ein und der innere Schweinehund kommt Sie nur noch selten besuchen.

Viel Erfolg!

3 Kommentare

  1. Katja

    Liebe Grit,

    kein Wunder, dass Du Dich selbst austricksen musst, denn „Schreiben ist keine Schwerstarbeit, Schreiben ist ein Alptraum“, sagte Philip Roth 1987.

    Man braucht viel Disziplin, denn, ergänzt Kollege John Updike, „ich habe nie daran geglaubt, dass man warten soll, bis einen die Muse küsst, da die Wonnen des Nichtschreibens so groß sind, dass man, wenn man einmal damit anfängt, nie wieder einen Stift in die Hand nimmt. Deswegen mag ich es gern geregelt“.

    So wie Updike geht es den meisten Künstlern, wie Mason Currey in: „Musenküsse – die täglichen Rituale berühmter Künstler“ (Verlag: Kein&Aber) beschreibt.

    Drei Stunden vormittags, drei abends, lautete die Arbeitsregel von Jean-Paul Sartre. Ingmar Bergman schrieb von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr, wenn er nicht gerade drehte. Woody Allen pflegt für neue Ideen unter die Dusche zu gehen und Gustav Mahler hatte auf seinen nachmittäglichen 3-4 stündigen Spaziergängen die besten Einfälle.

    Jeder entwickelt seine eigene Strategie gegen Schweinehunde und ähnliche Hindernisse. „In diesem Buch geht es um diese Unterschiede. Und ich hoffe, dass sie meine Leser eher ermutigen als deprimieren“, schreibt Currey im Vorwort. Der Vorsatz von Currey ist gelungen: Das kleine Büchlein ist eine höchst vergnügliche Lektüre.

    Lass Dich inspirieren, Grit!

  2. Ulli Kammigan

    Schreibblockade? Ist zurzeit bei mir wohl Dauerzustand. Hier mein Bericht:

    Schreibblockade
    von Ulli Kammigan

    Ich sitze an meinem neuen Buch. Die ersten Kapitel gingen mir flüssig von der Hand in die Tastatur. Ich habe auch schon eine feste Vorstellung, worauf das Ganze hinaus soll. Sogar ein mögliches Ende ist schon »zu Bildschirm« gebracht. Ob es wirklich so wird, steht allerdings noch in den Sternen. Auch einzelne Szenen hängen zusammenhanglos zwischen den Absätzen. Doch dann ist auf einmal Schluss. Ich habe keine Ahnung wie ich von C nach D komme und dann zu Y und Z. Und das soll auch noch auf mindestens 200 restlichen Seiten passieren. Es muss ja ein »ordentliches« Buch werden und nicht nur ein dickeres Heftchen.
    Gähnende Leere im Hirn!
    Was tun mit leerem Oberstübchen? Am besten, ich arbeite das Geschriebene noch einmal durch, zum dreizehnten Mal. Vielleicht finde ich dann den Weg, auf dem es weitergeht. Dabei habe ich im Kopf eine Szene, die ist richtig gut, – finde ich – aber passt überhaupt nicht zu dem Vorhergehenden. Soll aber rein! Also ein ganzes Kapitel umschreiben, damit es passt. Dabei eliminiere ich dann achtzehn überflüssige Adjektive und zwanzig Adverbien, sogenannte Füllsel, und ersetze zehn weniger starke Verben durch stärkere.
    Alles schön und gut, aber weitergekommen bin ich nicht die Bohne.
    Also rein in den Sessel, in die stabile Seitenlage und die Gedanken schweifen lassen. Das klappt oft. Vor meinem geistigen Auge entstehen dann Bilder und Worte und es läuft ein Film ab, den ich dann nur noch in Textform bringen muss. Doch vor meinem Auge entsteht nur ein Tiefdruckgebiet, der Sturm zerrt lärmend an den Plastikverkleidungen des Horror-Rohbaus gegenüber und Regen peitscht gegen die Wohnzimmerscheiben. Der graue Himmel drückt aufs Gemüt. Wie soll man da etwas Gemütvolles zustande bringen?

    Am besten gebe ich auf. Ich wusste es in Wirklichkeit schon immer, dass ich überhaupt nicht schreiben kann, mir fehlt jegliches Talent. Wenn wir einen Kamin besäßen, dann könnte ich jetzt Asche auf mein Haupt streuen, aber nicht einmal dazu bin ich in der Lage.
    Also, Notebook zuklappen und schwören, dass ich es nie wieder aufmache. Zumindest die nächsten vier Wochen nicht. Gut, vielleicht nur zwei Wochen – oder zwei Tage. Zumindest aber nicht vor morgen!

  3. Ulli Kammigan

    Ergänzung: Wie geht es weiter mit der Schreibblockade, die eigentlich gar keine ist.

    Es war tatsächlich keine richtige Schreibblockade. Mir fehlten nur ein paar Ideen.
    Ich glaube, ich bin manchmal zu ungeduldig und will zuviel sofort.
    Also schreibe ich erst einmal, was an der Stelle D passieren soll und vielleicht auch bei F, denn dafür habe ich schon Ideen. Wie ich dahin komme, soll mir ist einmal egal sein.
    Dann passiert es irgendwann, nach Tagen, nach Wochen, morgens im Bett, oder beim Gucken von Löchern in die Nord-Niendorfer Luft habe ich die Szene vor Augen, die mir fehlte. Ich male sie in Gedanken weiter aus und habe dazu auch ein paar richtig gute Sätze im Kopf. Also schnell an den Computer und die Zeigefinger kreisen lassen. Ich kann nämlich noch immer nicht im „Zehn-Finger-System“ schreiben, ich bin nie über die Methode „Condor“ hinausgekommen – Zeigefinger kreisen lassen und urplötzlich zuschlagen.
    Dann steht die vorerst grottenschlechte Rohfassung und ich gehe in aller Ruhe daran, fehlende Anführungs- und Satzzeichen einzufügen, schwache Verben durch stärkere zu ersetzen und überflüssige Adjektive und Adverbien rauszuschmeißen. Die so entstandene Fassung ist dann immerhin schon lesbar, aber wird sicherlich noch zehnmal geändert werden. Man ist ja nie zufrieden.