Donnerstag, halb zehn, meine Biographiegruppe trifft sich. Erwartungsvoll blicken die Kursteilnehmer mich an, genau so erwartungsvoll blicke ich zurück: „Na, wer möchte denn als erstes vorlesen? Du vielleicht, Dietrich?“ Dietrich räuspert sich, lehnt sich zurück und schiebt sein Papiere von sich weg: „Ich habe gar nicht so viel. In der Woche fällt mir ständig was ein und wenn ich mich dann hinsetze, weiß ich gar nicht, wie ich das alles aufschreiben soll.“ Ich kenne das schon von Dietrich. Bislang versuchte ich ihn mit den immer gleichen Tipps zu motivieren: Trage ein Notizbuch bei Dir und schreibe direkt auf, was Dir über Dein Leben durch den Kopf schießt! Leg Stift und Papier auf Deinen Nachttisch! Mach Deine Hausaufgaben nicht erst am Mittwochabend! Ich weiß nicht, wie hilfreich Dietrich meine Hinweise findet.

Neulich aber präsentierte uns Sabine, eine andere Kursteilnehmerin, ein tolles Gerät: Einen digitalen Stift, der alles, was man mit ihm schreibt, automatisch in den Computer überführt, und zwar in Computerschrift. Man spart sich also das mühsame Abschreiben handschriftlicher Aufzeichnungen. Ist das nicht toll? Doch es geht noch besser: Es gibt Stifte, die nicht nur für den Rechner notieren, was man mit ihnen schreibt, sondern auch Gesprochenes in Computerschrift umwandeln. Wenn Dietrich also beim Schlendern über den Markt einfällt, wie seine Mutter früher Sauerkraut gemacht hat, braucht er nur noch seinen klugen Stift zu zücken und ihm seine Erinnerungen zu erzählen. Später am Computer ist ein Teil der Arbeit dann schon getan und Dietrich kann uns im Kurs mit einem neuen Text erfreuen. Für mich klingt toll, was diese Stifte so alles können, getestet habe ich allerdings noch keinen. Grit, hast Du schon mal so einen Stift ausprobiert?

1 Kommentar

  1. Grit Kramert

    Liebe Katja,
    nachdem ich Deinen Artikel gelesen hatte, musste ich doch sofort im Internet recherchieren. Klar kenne ich Stifte, die handschriftlichen Text direkt in ein Textverarbeitungsprogramm übertragen, aber dass sie gleichzeitig Gesprochenes aufnehmen und die Texte damit verknüpfen können, war mir neu.
    Meine Tochter hat einen digitalen Stift, mit dem sie Zeichnungen auf den Computer überträgt. Mit Handschrift ist das hier genauso möglich. Ich war auch fasziniert, als ich das erste Mal sah, wie gut diese Technik inzwischen vorangeschritten ist.
    Aber noch einmal zurück zu den Stiften, die Gesprochenes in Computerschrift umwandeln. Hast Du Erfahrungen, wie gut das funktioniert? Denn meines Wissens gibt es immer noch keine brauchbare Software, mit der Interview-Aufzeichnungen in Text umgewandelt werden können. Das würde uns Biographen viel Arbeit ersparen und die Kosten erheblich senken. Vor ein paar Monaten habe ich das letzte Mal so ein Programm getestet und musste feststellen, dass immer noch ein sehr großer Trainingsaufwand nötig ist, um gute Ergebnisse zu erzielen. Bei ständig wechselnden Interviewpartnern und bei Personen, die Dialekt sprechen, ist das meines Wissens immer noch nicht praktikabel.
    Drum frage ich doch einmal direkt an die Leserschaft: Hat jemand von Ihnen schon Erfahrungen mit Spracherkennungssoftware gemacht?