Neulich dachte ich am Frühstückstisch laut darüber nach, welches denn mein nächstes Thema für den Blog sein sollte. Meine Tochter meinte „Schreib‘ doch mal über Hospize.“
Kurz zuvor hatte sie einen Ausflug mit ihrer Ethik-Klasse zum Hospiz hier in Bensheim unternommen und war sichtlich beeindruckt: „Das sieht gar nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Wie hast Du es Dir denn vorgestellt?“, fragte ich.„Na, wie ein Krankenhaus. Aber so ist es nicht. Es ist gemütlich, lichtdurchflutet und zwei Katzen hüpfen dort herum, die ein Gast dort hinterlassen hat. Die Mitarbeiter nennen ihre Bewohner nämlich nicht Patienten, sondern Gäste. Jeder Gast kann sich sein Zimmer nach den eigenen Wünschen einrichten lassen. Es gibt Zimmer für die Familienmitglieder und einen Wellness-Raum mit einer großen Badewanne. Die Mitarbeiter stellen selbst Öle zum Entspannen her. Oft kommen auch Musiker oder Künstler zur Unterhaltung.“
Es sprudelte nur so aus ihr heraus und ich wollte mehr erfahren: „Wie ist denn die Atmosphäre, wenn jemand stirbt? Das muss doch sehr traurig sein, oder?“
„Ich stelle es mir eher friedlich und ruhig vor“, entgegnete meine Tochter. „Wenn jemand gestorben ist, dann wird er schön angezogen und es werden Lichter aufgestellt. Er darf drei Tage dort liegenbleiben, damit die Familie in Ruhe Abschied nehmen kann. Wenn ein neuer Gast kommt, wird er mit einer Rose empfangen. Und mit einer Rose wird er auch wieder verabschiedet.“
Wir unterhielten uns an diesem Morgen noch lange über Hospize und den Tod und ich spürte, wie trostspendend diese Form des Sterbens, der Sterbebegleitung ist, wie sie doch ein wenig Schrecken von dem Gedanken an den Tod nimmt.

Der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband formuliert seine Ziele auf seiner Webseite so: „Die Grundposition muss lauten, das Leben in seiner Gesamtheit und das Sterben als einen Teil des Lebens zu begreifen und ein Leben – und somit auch ein Sterben – in Würde zu ermöglichen. Dazu gehören größtmögliche Autonomie bis zuletzt, Schmerzfreiheit und gleichzeitig Geborgenheit in vertrauter Umgebung und im Kreis der Familie und Freunde, professionelle palliativmedizinische und -pflegerische Betreuung sowie verlässliche psychosoziale wie spirituelle Begleitung.“

Am 12. Oktober ist übrigens Welt-Hospiztag, der unter dem Motto „Ein gelungenes Leben heißt auch, in Würde zu sterben“ steht. Am 14. Oktober eines jeden Jahres findet der Deutsche Hospiztag statt. An beiden Tagen werden in ganz Deutschland viele Veranstaltungen zum Thema angeboten.

Für mich steht fest, ich werde die Hospiz-Bewegung unterstützen, wo ich kann, damit möglichst viele Menschen die Chance bekommen, in Würde zu sterben.

Links:
Deutscher Hospiz- und Palliativ-Verband e.V.:
http://www.dhpv.de/index.html

Welt-Hospiztag 2013:
http://www.dhpv.de/aktuelles_welthospiztag.html

2 Kommentare

  1. Brigitta Green

    Liebe Grit,

    schön, dass Du dieses Thema in deinen Blog genommen hast. Viel zu selten wird über die wertvolle Arbeit in Hospizen und über das Thema Tod gesprochen.
    Vor zwei Monaten ist meine Mutter gestorben und ich konnte selber miterleben, wie trostspendend und liebevoll die Atmosphäre in einem Hospiz ist. Bis zuletzt wurde meine Mutter würdevoll umsorgt. Auch ich als Angehörige wurde professionell und warmherzig in diesem Prozess begleitet. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Mutter in ihren letzten Lebenswochen soviel Herzlichkeit und Anteilnahme erfahren konnte. Das hat uns viel Kraft gegeben in dieser schweren Zeit.

    Ich habe mich vorher auch nie mit dem Thema Hospiz beschäftigt. Nun kann ich sagen, dass ich dankbar für die Erfahrung bin, einen solchen besonderen und friedlichen Ort kennen gelernt zu haben.

    • Katja

      In Berlin läuft zur Zeit die 16. Berliner Hospizwoche. Noch bis zum 17.November kann man sich an vielen Orten zum Thema informieren. Es gibt Diskussionen, Workshops, Vorträge, Gottesdienste, Konzerte und anderes. Mehr Infos unter: http://www.hospiz-berlin.de oder: http://www.hospizwoche.de